Projektbeschrieb
In Zusammenarbeit von SRG SSR und der Forschungsgruppe Visual Narrative der Hochschule Luzern – Design Film Kunst wurden Planungsgrundlagen und Qualitätsstandards für 360°Produktionen untersucht und erarbeitet.
Das Projekt wurde seitens der innoSuisse gefördert.
Ausgangslage: 360° Film als neues Medium
Die Erfahrungen mit ersten Pilotfilmen hatten gezeigt, dass der 360°Film als eigenes Medienformat betrachtet werden muss. Ein differenzierendes Merkmal des Mediums ist das räumliche Eintauchen in und Erleben von Welten, wie es im herkömmlichen Film nicht möglich ist. Bei der Herstellung von 360°Film-Beiträgen kann nur sehr begrenzt auf die Instrumente der klassischen Filmproduktion zurückgegriffen werden. Es fehlen Grundlagen für Drehvorlagen sowie eine Beschreibung des Workflows für einen effizienten Produktionsablauf und die Postproduktion. Medienspezifische Schlüsselfunktionen müssen im 360°Film neu gedacht oder entwickelt werden: bspw. der Umgang mit Schnitten, Kamerabewegungen, oder auch die Mise-en-Szene für hoch immersive Situationen. Zum anderen sind ebenso wenig Erzähl- und Vermittlungsstrategien bekannt, die als Referenz für qualitativ hochwertige Produkte beigezogen werden können.
«Erzählen im 360° Film» – ein Forschungsprojekt in vier Phasen
Um diese Wissenslücken zu schliessen untersuchte die Forschungsgruppe Visual Narrative der Hochschule Luzern in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Fernsehen die spezifischen Bedingungen bei der Entwicklung und Produktion von 360°Filmbeiträgen. Konkret haben Forschungs- und Wirtschaftspartner gemeinsam mehrere prototypische 360°Filme entwickelt mit denen Planungsgrundlagen und ein möglichst breites Spektrum gestalterischer Möglichkeiten ausgelotet werden konnten. Die Prototypen wurden über drei Phasen hinweg produziert und weiterentwickelt: Ausgehend von einer offenen Exploration der Fragestellung hin zu dezidierten Aussagen bspw. zur spezifischen Qualität von 360°Filmen (Abb.1).
Die einzelnen Phasen wurden jeweils durch eine spezifische Evaluation abgeschlossen. Zentrales Element der Evaluation war die Analyse von Interviews, Gruppengesprächen und Workshops mit den an der Produktion beteiligten Filmschaffenden und Programmverantwortlichen des Schweizer Fernsehen.
Projektziele – Planungsgrundlagen und Definition von Qualitätsmerkmalen
Konkret wurden im Forschungsprojekt folgende Wissensstände erarbeitet:
Planungsgrundlagen für die Produktion (effizienter Einsatz von Mitteln in der Produktion)
Medienspezifischer Beschrieb eines effizienten Workflows (für bessere, kürzere und kostengünstigere Produktionswege im 360°Film)
Instrumentarium für eine attraktive Gestaltung der Beiträge (zur nachhaltigen Steigerung der Qualität von in der Schweiz produzierten 360°Filmen)
Der prototypische Workflow und die technischen Hinweise zu passenden Produktionsmitteln wurden in einem Gestaltungsleitfaden zusammengefasst. Gestaltungsvorschläge für erfolgreiche 360°Produktionen wurden in einer Toolbox gebündelt und anhand von Anwendungsbeispielen erklärt. Diese steht nun als vorliegende Webseite ab 1. Februar 2020 allen Schweizer 360°Filmproduktionen zur Verfügung und soll zu einer relevanten Quellensammlung für Informationen zur Herstellung und Weiterentwicklung von qualitativ hochwertigem Content im 360°Film werden.
Beschreibung der einzelnen Projektphasen
Phase I: Exploration – Entdecken und verstehen
Vor dem Hintergrund der Ausgangsthesen wurden in dieser Phase anhand einer systematischen Exploration die spezifischen Grundbedingungen bei der Entwicklung und Produktion von 360°Filmbeiträgen ermittelt (IST-Zustand).
Phase II: Transformation – Chancen definieren
Aufbauend auf den in der ersten Phase entwickelten Erkenntnissen, wurden Chancen für Konzeptvorschläge für die Entwicklung von Qualitäts-definierenden Merkmalen entworfen (SOLL-Zustand).
Phase III: Implementation – Lösungen entwickeln
Die Erkenntnisse aus Phase I und II werden zusammengefasst und in den folgenden Filmproduktionen umgesetzt.
Phase IV: Dokumentation und Publikation
Die Resultate aus den vorangehenden Phasen wurden in einer Qualitäts-definierenden Toolbox gebündelt und mittels Anwendungsbeispielen exemplarisch erklärt. Gleichzeitig wurde eine Basis für die Formulierung von strukturierten Planungsgrundlagen geschaffen und der Beschrieb eines Effizienz-steigernden Produktionsablaufs definiert.